Heute geht es weiter in Richtung Süden. Wir tanken noch schnell an der stylisch angepassten Tankstelle direkt am Roadhouse.
Es ist noch nicht klar wo unser nächster Stop sein wird, wir versuchen es mal spontan.
Der erste Zwischenstopp ist allerdings sicher. Nur noch 30 Minuten Fahrt entfernt sind wir schnell am:
Fish River Canyon
Er ist der zweitgrößte Canyon der Welt und muss sich nur dem Grand Canyon in den USA unterordnen. Ähnlich beeindruckend sind die Ausmaße des Canyon und die Vorstellung über die Entstehung dieser Landschaft während hunderter Millionen Jahre.
Er unterteilt sich in den Upper Canyon und den Lower Canyon. Während man den oberen Teil schon früh bemerkt, bekommt man den eigentlichen Canyon erst ganz zum Schluss zu sehen. Während der Anfahrt hat man ewige Kilometer lang das Gefühl, durch eine riesige Badewanne zu fahren. Links und rechts steigen in mal kleinerer, mal größerer Entfernung Felshänge auf, die alle auf ungefähr gleicher Höhe enden. Das Canyon Feeling beginnt.
Am Ende halten wir am Main Viewpoint. Eine Aussichtsplattform, ein still gelegtes WC und die übliche Schotterfläche zum Parken.
Das WC war seither witzigerweise mit einem Zahlenschloss gesichert, der Code stand mit Erklärung an der Wand: zum Schutz vor Affen.
Der Fish River führt eigentlich Wasser, um diese Jahreszeit kommt der Fluss jedoch komplett zum Erliegen. Es bleiben nur ein paar Tümpel.
Auch wenn die 16°C und der frische Wind es nicht vermuten lassen: Wandern ist um diese Jahreszeit ohne Guide strengstens verboten: leicht werden es über 40°C in der Schlucht.
Zu alternativen und bei vielen Besuchern als schöner bezeichneten Viewpoints kommt man, wenn man kurz vor dem Main Viewpoint bei einem nichts sagenden Schild links abbiegt:
Für diese Strecke empfiehlt sich allerdings ein Geländewagen mit etwas mehr Bodenfreiheit.
Es geht weiter nach Ai-Ais. Die dortigen heißen Quellen sagen uns nicht so wirklich zu. Vielleicht liegt es aber auch an unserem zu geringen Alter, denn man findet schon hin und wieder Leute, die das Verweilen dort genießen.
Umso atemberaubender und schöner ist die Landschaft auf dem ganzen Weg vom Canyon über Ai-Ais bis nach Aussenkehr, unserem heutigen Übernachtungsort. Menschenleer und unendlich weit, aber trotzdem abwechslungsreich und gegensätzlich sieht man sich auch nach einem Tag Fahrt nicht satt. Wir hätten nie gedacht, dass Autofahren so spannend sein kann. Stundenlang fahren wir meist geradeaus, freuen uns über jede Kurve, begegnen keiner Menschenseele. Sie ist fast ein bisschen unheimlich – die Vorstellung, hier liegen zu bleiben.
Kurz vor Ende wird es dann wie durch Zauberhand grün. Ungefähr so plötzlich wie wenn man das Licht anschaltet. Zweifelsohne sind wir angekommen: Am Oranje, dem Grenzfluss zwischen Namibia und Südafrika und der einzigen Wasserquelle im sonst extrem trockenen Gebiet mit fast ausschließlich Steinwüsten und Niederschlagsmengen von weniger als 50mm pro Jahr.
Die Unterkunft ist eine Überraschung. Auf der Homepage eigentlich hübsche Bilder, aber Preise von 2013. Ob es noch existiert? Auf einer anderen Seite dann auch Preise von 2018 und 2019. Wir hatten schon in Ai-Ais beschlossen, einfach hinzufahren auf gut Glück. Die letzten Kilometer gehen durch eine große Baustelle, entlang grüner Plantagen mit von Arbeitern gesäumten Straßenrändern, eine Arbeitersiedlung riesigen Ausmaßes und dann von der Straße 600m Holperweg durch leere Plantagen die gerade wohl neu angelegt werden.
Am Ende dann eine auf den ersten Blick recht trist und leer wirkende Unterkunft. Es liegt wohl an der noch anstehenden Hauptsaison dass alles recht tot wirkt.
Es dauert eine Weile bis wir heraus finden, dass die Anlage nicht im Untergang begriffen ist sondern in der Modernisierung steckt. Vieles ist neu. Gemütlich arbeitet hier und da der ein oder andere.
Die neuen Bungalows, das ganze Restaurant- und Bar-Gebäude mit Terasse oberhalb des Oranje sind auf jeden Fall sehr schön und geschmackvoll!