Grindavík: Blue Lagoon und Campsite
Wir bahnen uns den Weg weiter nach Süden. Die allseits bekannte und sicher sehr lohnenswerte Blue Lagoon lassen wir rechts liegen. Kinder bekommen erst ab zwei Jahren Zutritt und haben sicher auch keine Lust auf stundenlanges Entspannen. Einen Blick erhaschen wir nur auf eines der außerhalb liegenden Becken. Das ist schon beeindruckend mit seiner milchig blauen Wasserfarbe. Die Blue Lagoon liegt nur wenige Kilometer entfernt von unserem nächsten Zwischenziel Grindavík. Wir wollen früh da sein, um im Campsite noch einen Stellplatz mit Stromanschluss zu ergattern. Ein toller Platz mit super Anlagen, nur der Besitzer ist ein recht unfreundlicher Muffel französischer Natur.
Vulkanbesichtigung am Fagradalsfjall in Gerlingadalir
Wie oft hat man schon einen aktiven Vulkan in der Nähe? Spontan entscheide ich mich, doch noch heute auf den Vulkan zu gehen. Nur 9km entfernt tobt seit März der Fagradalsfjall. Da wir Till die austretenden Gase und die anstrengende Tour nicht zumuten wollen, bleibt uns nur die Option, dass einer allein aufsteigt. Susi bewacht den Campsite, diskutiert mit dem unfreundlichen Besitzer und ich klettere mit Kamera, Drohne, Handy und Go Pro bepackt auf den Aussichtshügel. 11km und 250 Höhenmeter sind es am Ende ausgehend vom Nebenparkplatz.
Der ruhiger gewordene Vulkan
So ein Vulkan ist aber auch etwas Spannendes – zumindest wenn man noch auf keinem war. Die Aktivität des seit März 2021 spuckenden Fagradalsfjall hat stark nachgelassen. Lava sieht man seltener, es brodelt aber dauerhaft weiter und Rauchschwaden steigen in den Himmel auf. Noch am Vormittag war er etwas belebter und sprudelnde Lava war zu sehen. Am Nachmittag und Abend wieder gänzliche Ruhe. Und doch sieht man eindrucksvoll, wie sich die Lavamassen ihren Weg bahnen und mit bis zu 1.000°C nichts davor sicher ist. Auch in der Umgebung und generell im Süden kann man sich beim Anblick der alten Lavafelder gut vorstellen, was hier los sein kann.
Der Vulkankrater oder was davon übrig ist
Immer wieder packe ich die Drohne aus. Oben auf dem Berg bin ich erst vorsichtig, da der Wind doch recht stark ist. Nachdem mir aber klar wird, dass er vom Krater zu mir bläst, sehe ich keine Schwierigkeiten mehr, die Drohne zurück zu bekommen. Aus der Luft ist es natürlich immer einfacher, aber mich beeindrucken die Farben und die wenn auch geringe Aktivität des übrig gebliebenen Vulkankrater. Zu Beginn waren es noch bis zu vier Stellen, aus denen Lava austrat. Auch die erstarrende Lava bietet reichlich Potential für tolle Fotos.
Lava hautnah und im Detail
Für den Rückweg nehme ich den inoffiziellen Weg direkt entlang des neuen Lavafelds. Am hinteren Ende ist es nur ein kleiner Abstieg und außer einer sehr steilen und rutschigen Passage auf der Hälfte der Strecke ist der Weg gut machbar. Einmal mehr zeigt sich angesichts der Restwärme, der immer noch dampfenden Lava mit ihrer eigenartigen Struktur und Beschaffenheit die Kraft und Energie des Erdinneren.
Obwohl die reine Gehzeit mit zügigen Schritt nur zwei Stunden sind, verbringe ich am Ende mit Anfahrt, Fotostops und Drohnenflügen vier Stunden um komme unerwartet spät zurück. Ein nicht mehr in der Trage schlafen wollender Till und Susi erwarten mich. Schnell erledigen wir den Aufbau, Susi wurde von den Wohnmobilnachbarn schon mehrfach besorgt ins Warme eingeladen.
Reykjadalur Hot Springs Thermal River
Ein absolutes must see und so einmalig wie verrückt ist der warme Fluss in Reykjadalur. Ab dem Parkplatz geht es etwa eine Stunde bergauf. Das Wetter ist heute wieder bescheiden, die Sicht null und die Luftfeuchtigkeit bei gefühlten hundert Prozent. Trotz leichtem Niesel oder doch nur dickem Nebel laufen wir los.
Ein Bad im Fluss
Und ein weiteres Mal sollen wir nicht enttäuscht werden. Am Ziel angekommen treffen wir auf einen Flussabschnitt, der von einem Holzweg flankiert wird. Man erkennt kleine Holzwände mit Wechselkleidung, die Umkleiden. Und wenige Meter weiter erkennen wir im Nebel die ersten Leute im Fluss. Das Wasser wird von heißen Quellen erwärmt. Und wäre das nicht schon verrückt genug, so ergibt sich an dieser Stelle auch noch exakt Badewannentemperatur. Welch Glück hat Susi Badekleidung eingepackt, sodass wir trotz kalter Nebelfeuchte rein hüpfen. Und glaube uns: Einmal drin, willst du nicht mehr raus. Nur die Bar und der schaumige Badezusatz fehlen noch. Es ist wirklich phänomenal.
Rückweg zur Aufwärmpause mit etwas mehr Sicht
Auf dem Rückweg hat sich der Nebel im Tal etwas verzogen, sodass schon im unteren Teil heiße Quellen und der dampfende Fluss zu sehen sind. Zur Aufwärmung machen wir im kleinen Café am Parkplatz Halt. Vor allem Till, der tapfer in der Kraxe der Kälte getrozt hat, stärkt sich und macht Bänke, Hocker und Fenstersimse unsicher. Auf der Rückfahrt sind auch am Straßenrand die zahlreichen Quellen in diesem geothermalen Gebiet nicht zu übersehen.
Da der Wetterbericht auch weiterhin feuchtfröhlich ist und wir ohnehin spät dran sind, steigen wir in Selfoss in einem Guesthouse ab.