Spätestens seit der Verfilmung von Harry Potter ist ein kleiner Ort zur Berühmtheit aufgestiegen. Glenfinnan hat laut Wikipedia überschaubare 120 Einwohner. Nicht ganz unwahrscheinlich gibt es hier mehr Schafe. Schätzungsweise über 5 Mal so viele Menschen stehen täglich rund um das weltbekannte Viaduct 65, wenn zu bestens bekannten Uhrzeiten der Harry Potter Zug über die Brücke fährt. Schon zwei Stunden vorher beginnen sich die Parkplätze zu füllen und allmählich machen sich die ersten Zuschauer auf den kurzen Wanderweg entlang dessen verschiedene Viewpoints liegen.
Glenfinnan
Mehr historische Bedeutung hat das Glenfinnan Monument, welches 1815 erbaut wurde. Parken kann man am Visitor Centre (hier). Dieser Parkplatz dient auch als Ausgangspunkt für das Viadukt. Noch näher dran liegt der kleine Parkplatz hier.
Wir wählen als Alternative den Bahnhof (hier). An der Glenfinnan Station befindet sich ein winziges Museum und zwei alte Wagons sind als Dining und Sleeping Car erhalten.
Das Museum kostet eine Spende als Eintritt, in Kombination mit einem Essen im Dining Car ist es sogar umsonst. Im Tower kann man mechanische Signalisierungsanlagen selbst betätigen und im Bahnhof passieren sich die beide Jacobite Trains auf der sonst eingleisigen Strecke.
Woodland Trail
Unmittelbar am Eingang des Dining Car führen ein paar rutschige Treppenstufen in den Wald zum Einstieg in den Woodland Trail.
Dieser führt zu Beginn durch den Wald, unter der Bahnlinie hindurch und dann über die angrenzenden Hügel bis hinter das Viadukt. Nach einer für Fahrzeuge gesperrte Straße endet der Weg am oben erwähnten kleinen Parkplatz.
Viaduct 65
Wir speisen im Dining Car. Die 15 Minuten Wartezeit auf den Tisch überbrücken wir mit dem Besuch des 20m² großen Museums am Bahnsteig. Wir wählen auf der Karte eine der für Schottland so üblichen soups of the day. Auch das Sandwich zum akzeptablen Preis schmeckt lecker.
Gegen 14 Uhr machen wir uns auf den Weg. Wie immer für Regen gekleidet und mit Kamera bepackt wandern wir die etwa 20 Minuten zum Viewpoint. Da im Sommer zwei Züge täglich fahren begegnen sich zwischen kurz vor und kurz nach 15 Uhr der Nachmittags Express auf der Hinfahrt und der Morgen Express auf der Rückfahrt.
Doppelte Gelegenheit für Fotos. Das wissen nicht nur wir, sondern auch die anderen 150 Menschen am Hang zwischen Matsch und Steinstufen (hier).
Sehr touristisch, aber gesehen haben will man den Zug ja schon. Und ein toller Anblick ist die Szenerie nicht nur im Film.
Jacobite
Jacobite, der Charterzug, fährt zweimal täglich die Strecke von Fort William nach Malaig und zurück.
Üblicherweise sind die Züge schon Wochen im Voraus ausgebucht. Ein paar wenige Tickets der geschätzt insgesamt 350 Passagiere werden für den Verkauf am Tag zurück gehalten. Wir stellen uns etwa eine Stunde vor Abfahrt in die Schlange am Bahnhof. Als der Zug am Gleis steht, erstehen wir beim Guard in Coach D die vorletzten Tickets. Etwa 20 dürften es gewesen sein, bezahlt wird ausschließlich cash. Das beschert mir noch einen Run in die Innenstadt zum Geldautomat.
Punkt 10.15 Uhr geht es los. Schnaufend setzt sich die alte Dampflok in Bewegung. Ab jetzt schaufeln die Lokführer etwa 3,5 Tonnen Kohle in den glühenden Rachen der Zugmaschine bis wir am Nachmittag zurück sind.
Es geht quer durch die Landschaft bis zum westlichsten Bahnhof Großbritanniens in Mallaig. Als wir das Glenfinnan Viaduct 65 passieren, wählen wir für Fotos natürlich das Fenster einer der Türen auf der linken Kurveninnenseite. Bei der Rückfahrt wird sich noch herausstellen, dass die Bilder in dieser Richtung besser werden. Nicht nur weil wir glücklicherweise das bessere Wetter haben, sondern auch weil in östlicher Fahrtrichtung nicht hunderte, bunte Touristenjacken auf dem Foto zu sehen sind.
In Mallaig hat der Zug knapp zwei Stunden Aufenthalt. Das reicht für ein paar Happen in einem der Restaurants, die wohl hauptsächlich vom Zug leben. Viel mehr gibt es nicht zu sehen.
Kurz nach 16 Uhr wieder in Fort William sind wir uns einig, dass die Fahrt ganz nett ist, jedoch kein zwingender Programmpunkt. Etwas besonderer könnte sie vielleicht in der ersten Klasse sein. Dieser sehr altenglisch erhaltene Wagen macht einen tollen Eindruck.