Horse farm Lýtingsstaðir
Unser erstes Ziel heute ist Lýtingsstaðir. Wir entdecken eines der wichtigen Tankstellenschilder, Kilometerangaben unbedingt ernst nehmen! Wenige Kilometer südlich liegt der Pferdehof idyllisch zwischen Weiden und Berghängen. Evelyn Kuhnle betreibt ihn mit ihrer Familie seit über 20 Jahren. Nachdem uns die Hunde freudig begrüßt haben, unterhalten wir uns eine Weile mit ihr. Uns interessiert primär, was die Islandpferde so typisch macht.
Die Besonderheiten der Islandpferde
Das entscheidende Merkmale ist die Tatsache, dass Islandpferde 5 Gangarten beherrschen. Neben den sonst gängigen bietet das Islandpferd die besonders erschütterungsarme Gangart Tölt und meist auch den Rennpass. Seinen Ursprung nimmt das in der Genetik der auf Island streng isolierten Pferde. Europäische Pferde haben diese, für Nutztiere weniger passenden Gangarten mit der Zeit verlernt. Auf der Insel haben sie sich hingegen gehalten. Das funktioniert nur aufgrund strengster Regularien. Hat ein Islandpferd einmal die Insel verlassen, ist eine Rückkehr für immer ausgeschlossen. Selbst Pferdegeschirr darf nur unbenutzt oder desinfiziert eingeführt werden. Eine weiteres Spezifikum: mangels der Krankheiten werden Islandpferde im Gegensatz zu ihren Verwandten auf dem Festland nicht geimpft.
The Old Stable
Eine Besonderheit am Hof ist der in traditioneller und bereits von uns erwähnter Torfbauweise errichtete Stall aus den Anfängen der Pferdehaltung. Mit viel Liebe zum Detail und Engagement des obersten Torfbaumeisters sind hier ein Pferch und zwei Stallungen entstanden. Es ist gar nicht mehr so einfach, noch einen Experten dieses Fachs aufzutreiben. Evelyn ist es gelungen, für ihr Projekt den Profi zu gewinnen, unter dessen Verantwortung alle Torfbauwerke der nationalen Museen Islands stehen. Respekt! Für 1.000 ISK gibt es den selbst gemachten Audioguide mit allerlei Informationen und isländischer Musik in zehn Kapiteln. 30min sollte man einplanen. Genau die richtige Länge und eine absolute Empfehlung!
Echte isländische Wollprodukte
Uns führt der Weg weiter die Ring Road entlang nach Westen durch einen Teil mit weniger Stops. Landschaftlich ist Island natürlich immer interessant. In Hvammstangi machen wir aus zweierlei Gründen Halt. Zum einen haben wir Hunger, den wir im leckeren Restaurant am Hafen bekämpfen. Und zum anderen stoppen wir im Factory Wool Shop von Kidka. Aus hundert Prozent isländischer Wolle werden hier lokal isländische Wollprodukte gefertigt. Die meisten Artikel hier stammen aus der maschinellen Herstellung. Der Shop ist direkt in der Halle untergebracht, mehrmals am Tag kann man die Produktionsstätte mit einer Führung besichtigen. Auch ein paar handgeknüpfte Pullover finden sich in der Ausstellung.
Tip für Wollinteressierte: Lopi ist der einzige Hersteller der Wolle als Ausgangprodukt. Nur wenige Endprodukte wie Decken werden unter dem Label vertrieben. Nahezu alle Wollprodukte in Island bestehen aus dieser Wolle. Kidka fertigt von Hand und maschinell. Qualitativ macht das nichts aus, es ist die Frage wie traditionell man es gern hat. Was uns auch zusagt ist die Handknitting Association of Iceland. Sie wurde hauptsächlich von Frauen gegründet mit dem Ziel die wirtschaftliche Situation und das Einkommen zu verbessern. Susi entscheidet sich für einen Poncho bei Kidka, während ich erstmal nur eine Mütze erstehe um im weiteren Reiseverlauf etwas zu ergattern.
Über die Allradstrecke 59 zum Cottage
Highlight des Tages ist das Befahren einer 4×4-Strecke. Viel mehr durch Zufall wird sie Teil unserer Route. Google Maps hat sie im Routenvorschlag drin. Da wir es nicht erwarten, sind wir am geschlossenen Tor kurz verwirrt. Das Schild mit dem Symbol “Nur für Allradfahrzeuge” verstehen wir, die beiden Schilder auf isländisch müssen wir übersetzen. Das eine bittet um das Schließen des Tors und das andere weist auf das Jagdverbot hin. Kein Problem also und schon geht es los.
Eine tolle Route über einen Bergkamm, eine kleine Ebene und durch ein rauschendes Flusstal hinunter liegt vor uns. Die Strecke ist gut zu befahren, den Fluss queren wir mehrmals. Bis auf ein Auto kurz vor Ende kommt uns niemand über den Weg. Dem trauen wir die letzte Flussdurchquerung allerdings nicht zu. Kurz darauf, als wir noch bei Pferden Halt machen, fährt er wieder an uns vorbei. Vernünftig.
Wir übernachten in einem tollen Cottage und erwischen eines der neueren. Die Hütte ist toll ausgestattet und wirklich gemütlich. Wir schmeißen die Wäsche an, genießen die Dusche und ab geht’s ins weiche Bett.