Auf zum Kerlingarfjöll
Heute brechen wir auf ins Hochland. Durch den schlechten Wetterbericht lassen wir uns erst einmal nicht davon abhalten. Etwa 15km hinter dem Gullfoss geht es auf die Schotterpiste, die anfänglich noch sehr gut ist und mit der Zeit immer schlechter wird.
Auf halbem Weg pausieren wir das Gehoppel im Café Árbúðir. Es gibt Suppe, Kaffee und Kuchen und die lieb gewonnen isländischen kleinur. Till räumt die Küche leer, was die nette Hüttenwirtin aber nicht stört.
Nach 76km und etwa zwei Stunden Fahrt erreichen wir das Kerlingarfjöll. Mächtig Baustelle ist hier angesagt, ein Gebäudekomplex mit neuen Unterkünften und Besucherinformation soll hier in 2022 fertig gestellt werden. Es sieht noch nach ordentlich Arbeit aus. Es gibt auch einen Campsite, den wir auslassen, da wir nicht sicher sind, ob es ohne Strom und damit Heizung zu kalt wird.
Über die Allradstrecke zum letzten Parkplatz
Die letzten 4-5km geht es über eine Allradstrecke zum Parkplatz und Ausgangspunkt für unsere heutige Wanderung. Mit null Sicht überlegen wir uns abermals umzukehren. Da wir den langen Weg auf uns genommen haben und andere Autos geparkt stehen, ziehen wir es aber durch. Wieder: zum Glück!
Hveradalir, where fire and ice meets
Gletscher und vulkanische Zonen sind beide für sich genommen schon Wunder und begeisternd ohne Ende. Die kaum vorstellbare Kombination aus beidem findet sich hier, im Hveradalir. Im Hochland gelegen treffen im diesem speziellen Tal zahlreiche heiße Quellen auf letzte Gletscherreste. Gemeinsam kreieren sie eine eigenartige Landschaft wie von einem anderen Stern.
Der Nebel soll den ganzen Tag nicht verschwinden. Immer wieder ziehen Nebelschwaden durch und verwehren den Blick oder geben ihn frei. Die ohnehin immer dampfenden heißen Quellen verstärken den Effekt mit zusätzlicher Luftfeuchtigkeit nochmals.
Gutes Schuhwerk für viel Matsch
Schon der Schweizer am Parkplatz hat uns auf matschige Bedingungen hingewiesen. Er hat keineswegs übertrieben. Die stark abgetragenen, mit Holzbrett und Erdnägeln gebauten Stufen aus Erde sind halbrund geformt nur noch Tritte. Der Weg geht bisweilen steil bergauf oder über schmale Grate und ein kleines Schneefeld. Mit Konzentration alles beherrschbar, aber wirklich keine Sportschuhstrecke.
Ein atemberaubendes Schauspiel selbst bei Nebel
Hat man dann etwas Sicht, staunt man nicht schlecht. Die bunten Hügel in allen erdenklichen Tönen von gelb, über orange, ocker, braun und grün wechseln sich ab mit dem grau-blau des kleines Flusses und den weißen oder auch farbigen Salzablagerungen. Die Pfade mit ihren Treppenabschnitt scheinen ein Labyrinth über die Hügel des Tals zu ziehen. Sie bilden ein wunderschönes Fotomotiv, vor allem in Verbindung mit den kleinen Brücken über die Arme des Flusses. Der Geruch ist bestimmt von den typischen Schwefelnoten und in unregelmäßigen Abständen wehen kalt-windige und warm-feuchte Lüftchen um die Ohren. Ein Hoch auf Funktionskleidung und den Zwiebellook.
Unvergesslich und eines unserer großen Highlights
Es wird wohl eine der lebhaftesten Erinnerungen an diesen Urlaub bleiben. Die Einmaligkeit und Unwirklichkeit dieser sonderbaren, eigenen Welt sind etwas ganz Spezielles. Beim nächsten Islandbesuch steht dieses Ziel zusammen mit dem benachbarten Hveravellir definitiv wieder auf dem Programm. Von regelmäßig nach Island Reisenden haben wir schon erfahren, dass sich Mehrfachbesuche lohnen, da die Verhältnisse und Eindrücke fast immer unterschiedlich sind.
Auf dem Rückweg haben wir jetzt sogar Einblick in eine direkt an der F347 liegende tiefe Schlucht unweit vom Kerlingarfjöll talwärts.
Der G als Kleinwagen
Wir übernachten diesmal auf dem Skjól Campground ein Stück vor dem Geysir. Wie schon einmal fällt uns auf, welche kleines Auto wir doch für isländische Verhältnisse außerhalb Reykjavíks haben.