Nach drei wirklich kalten Nächten und einem ebenso kühlen Frühstück geht der Aufenthalt in Klein-Aus Vista zu Ende.
Vor uns liegt eine der angeblich schönsten Streckenabschnitte Namibias: die D707. Hat uns noch die Autovermietung die Straße ausreden wollen, war es mit dem Argument einer gebuchten Unterkunft dann doch ok (Nachträgliche Anmerkung: Auch wenn die D707 im oberen Teil etwas übel zu fahren ist, war es nicht die schlimmste Straße).
Zunächst fahren wir an der Kreuzung vorbei um Halt zu machen an der Farm Tiras. Es gibt einen kleinen Rundweg mit verschiedenen Steinen und Pflanzen, den man mit dem Auto abfahren kann. Ein Büchlein mit Erläuterungen gibt es von der Inhaberin der Farm. Für Pflanzenkundige sicher interessant, wir schlagen dann doch recht zügig den Weg zur D707 ein.
Das Besondere an der D707 ist ihre Lage zwischen der Wüste auf der einen und den Tirasbergen auf der anderen Seite. Wunderbare Gegensätze in kleinstem Abstand.
Es begegnet uns wieder der typisch rote Sand. Die Dünen linkerhand und auch die Fahrbahn haben die charakteristische, intensive Farbe. Eisenoxidhäutchen sind es, welche die Sandkörner umschließen und deren sonst übliche, beige Farbe verwandeln.
Auf der anderen Seite begleitet uns die Bergkette der Tirasberge. Sie zieht sich die ganze Strecke entlang und öffnet sich immer wieder für kleine Täler.
Die gesamte Ebene ist mit Gras bewachsen. Die große Weite und der flache Blick auf die riesigen Farmflächen erweckt den Eindruck eines dicht bestellten Feldes. Beim Blick an den Straßenrand erkennt man jedoch sofort, dass es sich um einzelne Grasbüschel handelt. Sie wachsen recht hoch, werden nie gemäht und überziehen im Wind wehend riesige Flächen wie ein weicher Teppich.
Wir sind bereits mitten drin: Im Namib Naukluft Park und in der Namib Wüste.
Auch unser nächstes Campsite liegt in einem der erwähnten Seitentäler. Zu sehen ist von der Straße aus natürlich nichts außer dem Info Schild des Namtib Biosphären Reservats.
Das Schild und auch der Hinweis der Lodge beim Passieren der Kette direkt am Abzweig geben Aufschluss darüber, weshalb man nicht einfach hinfahren sollte. Es sind ganze 12km über den einspurigen Feldweg bis zur Unterkunft, einen Platz bekommt man ohne Reservierung eigentlich nie. Das Blechschild ist auch fest angenagelt, der Status also täglich derselbe.
An der Lodge angekommen genießen wir erst einmal – gemütlich wie es zum Tag passt – Kaffee und Kuchen. Mal wieder sind wir die einzigen. Lippenbalsam gibt es an der Theke, bei der trockenen Luft endlich die lang ersehnte Rettung.
Direkt an der Lodge starten zwei Wanderwege. Ein botanical hike (auch mit Büchlein) und eine zweite Alternative auf den Berg im Rücken. Wir entscheiden uns für letzteren und erklimmen den steinigen Weg:
Oben angekommen genießen wir die Top View. Der gigantische Ausblick verzweigt sich in das Seitental hinein und gleichzeitig zurück zur D707 mit unversperrter Sicht auf die Dünen der Namib die wie ein Staudamm am Horizont liegen.
Nach dem Abstieg mit tollem Blick auf die Lodge und die Farm lassen wir die Beine in den Liegestühlen baumeln und schlürfen ein paar Kaltgetränke.
Die Lodge bietet nur fünf Zimmer, einen Hund und viel Platz zum entspannen. Zur Verpflegung gibt es nur Getränke und Kuchen, man kann jedoch meistens Würste oder frozen ground Kudu (tiefgefrorenes Kudu Hackfleisch) zum selber Grillen kaufen.
Ebenso gibt es gerade mal fünf Campsites, die knapp 2km entfernt liegen. Die gewohnt großen Abstände garantieren Ruhe ohne Störung. Auch dieses Mal ist die Lage gigantisch:
Wir grillen gemütlich das Kudu Hackfleisch und teilen unser anschließendes Lagerfeuer mit den beiden Nachbar-Campsites. Auch heute ist der Sonnenuntergang wieder mal traumhaft und die Bergkette leuchtet in der hereinbrechenden Nacht wie gemalt.