Eine erste G-Klasse Kleingruppe formiert sich
Am Abend treffen wir Timo und Sandra. Mit den beiden hatten wir uns im Vorfeld für die letzte Etappe ab Sarajevo verabredet. Im Schlepptau haben sie Jan, den sie unterwegs auf dem Weg vom G-amboree Mercedes G-Treffen in Ungarn nach Bosnien aufgegabelt haben.
Weiter zum eigentlichen Ziel Montenegro
Am Morgen geht es los Richtung Montenegro. Für die nur 182km Fahrt veranschlagt Google etwa viereinhalb Stunden Fahrt. Über die kurvige M18 geht es Richtung Grenze. Eine Herde frei laufender Kühe bringt den Landstraßenverkehr unterwegs kurzzeitig etwas durcheinander.
Etwa 20km vor der Grenze stoßen wir auf den Fluss Driva. Über eine Brücke geht es auf die östliche Uferseite. Der Straßenbelag wir deutlich schlechter. Teer und Schotter wechseln sich ab. Der Weg schlängelt sich flussaufwärts durchs Tal und es reihen sich allerlei Rafting Camps aneinander. Allesamt wirken sie ziemlich neu und scheinen die touristische Erschließung der Region darzustellen. Es kommt schon das Gefühl von Pauschalurlaub auf. Wir halten an einem der Camps zur Mittagszeit und wollen die Kinder satt bekommen vor der Wartezeit an der Grenze. Am Pool der Anlage läuft lautstark Musik und alles sonnt sich oder genießt Drinks von der Bar. Der Parkplatz verrät uns, dass hauptsächlich serbische Gäste hier die freie Zeit verbringen. Es scheint im Trend zu liegen.
Über den Grenzübergang Hum – Šćepan polje
Der sehenswerte Grenzübergang Hum ist eine Angelegenheit für sich. Hier reisen wir nach Montenegro ein. Die uralte Holzbrücke führt über die Tara, den größeren der beiden Zuflüsse der Drina, die auch gleichzeitig einige Kilometer der Grenze zwischen Bosnien und Herzegowina und Montenegro formt.
Der kleine Grenzübergang mitten in der Pampa besteht aus nicht mehr als einer Hand voll Container mit baufälligem Schleppdach und ziemlich provisorisch wirkender Beleuchtung und Kameraausstattung. Einspurig geht es auf den Grenzposten mit von Hand bedientem Schlagbaum zu. Die etwa 10 Fahrzeuge vor uns stimmen uns zuversichtlich zur Wartezeit. Nach knapp 20 Minuten sind wir fertig und passieren die abenteuerliche Brücke. Die aus Beton und Stahl bestehende Brücke ist mit Holzdielen als Fahrbahnoberfläche belegt. Im Einbahnbetrieb wechseln sich die Grenzgänger in beide Richtungen ab.
Auf der anderen Seite geht es durch den schon eher als Grenzübergang anmutenden Punkt Šćepan polje. Auffällig sind ab hier die schlagartig besseren Straßen in Montenegro.
Die atemberaubende Piva Schlucht und der Piva Stausee
Auch auf dieser Seite der Grenze liegen noch weitere Rafting Camps, diesmal jedoch an der Piva, dem kleineren Zufluss der Drina. Die Straße verläuft flussaufwärts durch die enge und steile Schlucht der ansteigenden Berge. Nach wenigen Kilometern geht es hoch oben über der Piva über die sagenhafte Mratinje Bridge. Schon von Weitem blickt man auf die filigran wirkende, stützenfreie Betonbrücke, die unauffällig wie ein in die Schlucht gestürzter Baumstamm die beiden Felswände miteinander verbindet.
Fast um die Ecke kommt das nächste Highlight: die Überfahrt über die Mratinje Talsperre. Die 220m hohe Staumauer bildet das untere Ende des Piva Stausee (Pivsko jezero). Schon die ersten Ansichten bei der Anfahrt fesseln unsere Blicke und zeigen wie sensationell dieser See ist. Die unglaublichen Blau- und Grüntöne der Wasseroberfläche wirken wie gemalt und leuchten intensiv im Licht der Sonne. Die schmale Kontur des Stausees, der sich förmlich durch die Berge zieht, macht ihn zu etwas sehr speziellem.
Durch den Durmitor Nationalpark
An einer Abzweigung, die wie in ein schwarzes Loch in den Berg führt, wechseln wir die Straße auf die P14. Es geht auf den nächsten Kilometern steil bergauf. Die Serpentinenstrecke erklimmt auf engem Raum spürbar Höhe und führt durch ein Vielzahl roh in den Fels geschlagener Durchbrüche und Tunnel. Am liebsten möchte man hinter jeder Kurve anhalten und Fotos machen oder stundenlang die Aussicht genießen. Mit jeder Kehre ergeben sich noch unfassbarere Ausblicke auf den wunderschönen Stausee.
Wir erahnen noch nicht, durch welch faszinierende Berglandschaft dieses Highlight gleich durch das nächste abgelöst wird. Nach der steilen Anfangsetappe verschwindet die Straße zunehmend im Wald. Es geht auf der schmalen, aber jetzt gut ausgebauten Straße immer weiter. Buchten müssen wir immer wieder nutzen, um mit dem Gegenverkehr klar zu kommen. Der Baumgrenze immer näher kommend lichtet sich irgendwann die uns seither dicht umgebende Bewaldung. Wir gelangen auf eine hügelige Hochebene.
Panoramic Road 1
Die erste der Panoramastraßen in Montenegro, auf der wir uns schon seit einer Weile befinden, windet sich jetzt auf und ab durch die grün-braune, niedrig und meist mit Gras bewachsene Gegend. Kleine Seen bilden sich in den Senken, Häuser sieht man selten. Immer wieder passieren wir Verkaufsstände der wenigen, meist nur im Sommer hier lebenden Menschen. Sie betreiben etwas Landwirtschaft, halten Tiere, brennen Schnäpse oder erzeugen mit ihren Bienenvölkern Honig. In einem Café machen wir bei einem älteren Herren eine Pause und genießen einen türkischen Kaffee. Das muss man mögen, aber es passt zur Situation.
Einmal mehr saugen wir die Eindrücke der Ausblicke in die weitläufige Landschaft auf. Trotz der Höhe hat die Temperatur kaum abgenommen, der Wind stellt eine willkommene Erfrischung dar. Es fällt uns unterwegs schwer, nicht alle paar Meter Fotos zu schießen, denn in jede Richtung gibt es lohnenswerte Motive. Hätten wir noch mehr Zeit würden wir sicher einige Tage wild stehen und das Dachzelt Life in vollen Zügen auskosten.
Gegen Ende der Route wechselt der Charakter noch etwas mehr in Richtung Gebirge und eine imposante Felswand tut sich vor uns auf. Es geht nun bergab und 45min später fahren wir auf das Gelände der Event Location.