Er ist einer der längsten Flüsse der Welt. Mit über 4000km ist er fast anderthalb mal so lang wie die Donau. Sein Delta sucht weltweit sicher seines Gleichen. Die Rede ist vom Mekong und seiner Mündung ins südchinesische Meer.
Bootstour auf dem Mekong
Ein absoluter Klassiker und zweifelsohne Pflicht! Die schwimmenden Märkte stammen aus Zeiten, zu denen das Delta noch nicht mit Straßen erschlossen war. Auch heute noch gibt es Ecken die nachwievor nur per Boot zu erreichen sind. Es war und ist teilweise also die einzige Möglichkeit, Waren auf dem Fluss zu handeln. Von groß nach klein ist das Motto. Händler mit großen Booten bringen die Ware auf den täglich und ganztags stattfindenden Cai Rang Floating Market, dem größten im Delta. Zwischenhändler übernehmen die Ware auf ihre kleineren Boote zur Weitervermarktung auf den kleineren Märkten wie etwa dem Phong Dien Market. Während die großen Boote meist eine Ware anbieten und diese an Holzstangen anzeigen, sind die kleineren bunt gemischt.
Wir entscheiden uns kurzfristig am Vortag für die Bootstour mit Thao alias Susan (check out Facebook oder ihren Blog). Im Gegensatz zu einigen Agenturen startet die Tour nicht erst um 7 – Susan gabelt uns in aller Frühe um 5 Uhr am Hotel auf. Grund: Auf den Märkten ist zwischen 6 und 8 Uhr die Hauptzeit und Touristen gibt es auch weniger. Kurzer Fußmarsch und ab aufs Boot einer älteren Lady, die zwar nur fünf Worte Englisch spricht aber herzlich lächelt und Zeichensprache beherrscht.
Im Sonnenaufgang schippern wir Richtung Cai Rang, begleitet vom Knattern des Bootsmotors. Snack: Mini Bananen. Ein geniales Gefühl bei frischen 27°C den Morgen zu genießen. Andere Privattourboote kann man an einer Hand abzählen. Wir sehen noch zwei größere Ausflugsboote mit Gruppen und nerviger Lautsprecherbeschallung. Der Sonnenaufgang geht gefühlt per Lichtschalter.
Gegen 5:45 am Cai Rang Markt angekommen herrscht schon reges Treiben. Vom floating Starbucks ergattern wir einen Kaffee. Wie üblich scheußlich süß – aber: Koffein!
Wir schippern quer durch die Schiffe und verfolgen das Handeln, Mindestabnahme 10kg. Die großen Booten ankern geordnet wie ein Wohngebiet, oft in Dreiergruppen. Die meisten bleiben 3 Tage am Stück. Teilweise voll bis unters Dach verkaufen sie die Ware in höchst unterschiedlichen Mengen. Einer der Käufer lädt sein Boot mit Ananas bis kurz vor dem Untergehen.
Nach etwa 30min düsen wir weiter in Richtung des kleineren Phong Dien Markt. Wir lernen, dass die viele Pflanzen im Wasser gezielt dem Schutz der Ufer vor dem Meer dienen. Da reist sich natürlich einiges los, sodass der Fluss übersäht ist mit dem Zeug. Stört aber nicht, ist ja Bio.
Um 7 Uhr sind wir schon am zweiten Markt. Klein, schnuckelig, überschaubar und bunt. Kennzeichnungen der Boote gibt es hier daher keine. Wir shoppen ein paar frische Früchte, Süßkartoffelchips und legen am kleinen Uferrestaurant an: breakfast time! Es gibt beef noodle soup und einen gewaltigen Früchteteller. Susi begnügt sich dank Verdauungsproblemen mit der Brühe. Liebevoll kümmern sich alle um Medikamente für Magen, gegen Durchfall und frischen Ingwertee (by the way: Mindestabnahme auf diesem Markt ist 1kg).
Nach einer ausgedehnten Pause hüpfen wir alle wieder fit aufs Boot. Ab in die kleinen, verwundenen, mit allem möglichen Grünzeug verwachsenen Kanäle. Genial wie Wasser, Erde und Mensch sich einander angepasst haben. Palmen, Seegewächse, Steege, kleine Brücken aus einzelnen Baumstämmen oder breit wie ein Motorradreifen, Boote, Garagen, Stelzen und Flussarme wechseln sich ab.
Wir gehen zwei Mal von Bord. Susan nimmt uns auf den Weg durch ein Dorf und zeigt uns allerlei Früchte. Und auf unseren Wunsch gucken wir uns auch fast fertige Reispflanzen an (anders als im Norden kann im Delta drei mal pro Jahr geerntet werden). Für ihre Wohnung in der Stadt packen wir noch etwas Erde und Heu ein, wenn wir schon mal da sind. Während der Fahrt bastelt Susan den ganzen Tag über allerlei Kunstwerke.
Die Schlangenfarm, die es laut Offline Map hier gibt bekommen wir nicht zu Gesicht (für interessierte vielleicht denkbar!?), wir stoppen jedoch ein weiteres mal. In der rice noodle factory können wir unsere eigenen Reisnudeln machen. Zwei Damen arbeiten unter einem Dach mit einfachen Mitteln und produzieren kiloweise Nudeln. Unser Prüfung, das klebrige Reispapier nach dem Backen an einem Stück von A nach B zu bekommen, bestehen wir 🙂
Es ist nicht mehr weit zur Anlegestelle, wir genießen den Fahrtwind bei 33°C kurz vor Mittag. Susan war ein prima Guide. Sie kann viel erzählen, spricht gutes Englisch und lacht genauso gern wie wir. Absolut empfehlenswert, die Tour mit ihr zu machen. Von daher kontaktiert sie einfach auf einem der vielen Wege, am einfachsten ist Whatsapp. Bezahlt haben wir 550,000 VND pro Person.
Farmtour auf der Kakao Plantage Vườn Ca Cao Mười Cương
Vor Ratlosigkeit haben wir Susan nach Tips für den Nachmittag gefragt. Sie empfiehlt uns die Cacao Farm südlich von Cần Thơ und das Ancient House zwischen City und Flughafen.
Wir versuchen ein Motorbike zu mieten – und selbst das ist nicht so einfach in dieser tollen Stadt Cần Thơ. Während sonst überall rentals sind, ist hier nix! Der einzige Typ der uns Suchende anspricht, will den Reisepass als Pfand – ja klar… Auch die Touri Agentur schickt uns zurück ins Hotel. Dort drückt man uns ‘nen Schlüssel in die Hand, das Moped ist dann aber doch weg, wir müssen warten. Ein weiterer Minuspunkt für die Stadt!
Auf der Farm empfängt uns der 68 jährige Kriegsveteran Hieu. Er war schon 2 Jahre in den USA und später im Krieg mit Hubschraubern zu Gange. Als erstes bekommen wir einen kalten Kakao in die Hand gedrückt, gefolgt von einem Stück 70% Schokolade. Als selbst hergestellt auf seiner Bio-Farm. Mit – wie er immer wieder stolz betont – vietnamesischer Technologie.
Prominent ist der stolze Farmer auch: Besuch bekam er u.a. von den Botschaftern Dänemarks und Belgiens als auch von diversen Schokoladen Spezialisten, darunter der Hersteller Marou. Selbst ein Kamerateam war schon vor Ort. Laut Berichten von französischen Gästen war er dort im TV zu sehen, gesehen hat er es selbst nicht.
Auch allerlei Angebote erhält der selbst gelernte Schokoprofi. Der dänische Botschafter ist derart begeistert, dass er Hieu hilft ein Homestay aufzubauen. Heute kann bei ihm neben 2000 Kakao Pflanzen übernachtet werden.
Angebote zu vollautomatischen Maschinen von allerlei Firmen lehnt er immer wieder ab. Er schwört auf seine Eigenbauten, nur die erste handbetriebene Mühle hat er durch eine Motorbetriebene Variante ersetzt. Selbst das Rösten macht er heute noch von Hand. Verkauft werden nur die Bohnen, die Schokolade gibt es nur vor Ort. Produziert wird etwa einmal pro Woche, verrät uns einer der Guides.
Drei Monate reifen die Früchte heran. Grün oder rot enthalten sie etwa 40-45 Bohnen. Nach dem Knacken fermentiert er diese in Körben mit Bananenblättern für 10 Tage. Anschließend 5 Tage trocknen (bei Regen mehr) und ab zum Rösten im altehrwürdigen Stahlkessel. Wann das abgeschlossen ist, weiß er aus Erfahrung – ca. eine Stunde und gekurbelt wird in gekrümmter Haltung von Hand. Im perforierten Stahlgefäß wird mit einem einfachen Hydraulik die Kakaobutter vom Pulver getrennt – fertig sind die Ausgangsprodukte für Schokolade und Kosmetik.
Da wir die Tour vom Chef höchst persönlich genießen, werden wir auch noch Zeugen der seltenen Livedemo seiner Schokoladenmühle. Zwischen zwei rotierenden Steinen werden die Kakaobohnensplitter heiß, die Kakaobutter schmilzt und durch die Fliehkraft wird 100%ige Schokolade nach außen in den Stahlkessel geschleudert.
Woher er überhaupt weiß wie all das geht? Sein Vater hat ursprünglich Kakao Pflanzen aus Malaysia importiert und angebaut. Seinem Sohn gab er lapidar die Aufgabe, daraus Schokolade zu machen. Mit seiner älteren Schwester versucht er mit Büchern und eigenem Erfindertum das süße Glück zu zaubern. Während nach drei Jahren Anbau die erste Frucht von Baum kommt, dauert es ein weiteres Jahr ehe die erste Schokolade das Licht der Welt erblickt. Über 50 Jahre ist all das her. Heute betreiben er, seine Frau und der Schwiegersohn die Farm.
Sehr beeindruckend was Hieu auf die Beine gestellt. Es ist sein Lebenswerk, man merkt es ihm in jedem einzelnen Augenblick an.
Ancient House
Das Ancient House ist Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und von Generation zu Generation übertragen worden. Heute lebt die sechste im hinteren Teil des Gebäudes, der vordere Teil und der Garten können besichtigt werden. Man braucht kaum 20 Minuten, es ist aber toll erhalten, ein kurzer Stop lohnt. Die Wartezeit des Taxi auf dem Weg zum Flughafen ist sogar umsonst für uns.