Auf nach Orkney
Am frühen, sogar sonnigen Morgen um 7 Uhr reservieren wir telefonisch einen Platz bei Pentland Ferries. Die Inseln kann man heute sogar sehen.
Interessant ist, dass aus Platzgründen LKW-Trailer ohne Zugmaschinen verladen werden. In angsteinflößender Geschwindigkeit parken die Mitarbeiter mit den roten Maschinen die Anhänger rückwärts aufs Schiff. Und weil Susi perfekt G fährt darf sie das als eines der letzten Fahrzeuge auch so machen.
Um 9.30 Uhr geht die 60-minütige Überfahrt von Gill’s Bay nach St Margaret’s Hope. Vom Schiff bestaunen sich die Steilküsten und vielen Teilinseln Orkneys noch besser.
The Heart of Neolithic Orkney
Die Orkney Islands gelten als das Gebiet mit der höchsten Dichte an Relikten aus früheren Zeiten im ganzen United Kingdom. Und früher meint vor mehreren tausend Jahren. Warum die Menschen auf den Inseln einst ausgestorben sind, ist bis heute ein Rätsel. Schon vor über 5.000 Jahren wurde Stein für Bauwerke und Werkzeuge benutzt. Teilweise vom Wind mit Sand und Dreck verschüttet blieben sie erhalten. Die Entdeckungen zählen zu Europas wertvollsten Funden – noch heute laufen Ausgrabungen und jede Menge wissenschaftliche Forschungen.
Vieles davon gehört heute zu The Heart of Neolithic Orkney, welches seit Ende 1999 den Status als Weltkulturerbe genießt.
Tomb of The Eagles
Zuerst besichtigen wir das Tomb of The Eagles am südlichen Zipfel der Insel. Einer der sehr alten Funde: Ein Grab, das man mit einem kleinen Holzschlitten betreten kann und eine Art Becken zur Erhitzung von ~500 Litern Wasser – unbekannt wofür. Der Rückweg führt an der schönen Küste entlang.
Stones of Stenness
Besonders beeindruckend sind die Steinfunde in dieser Gegend. Ohne erklärbaren Zusammenhang befindet sich hier eine Ansammlung von riesigen, bis 6 Meter hohen, aufgestellten Steinen vom Gewicht eines Familien-Vans.
Asterix und Obelix würden sie Hinkelsteine nennen. Entweder gab es vor 5.000 Jahren tatsächlich Zaubertrank von den Galliern oder es gibt eine andere Erklärung für das immer noch bestehende Rätsel.
Ring of Brodgar
Aus Steinen etwas kleinerer Dimension, allerdings in weit größerer Anzahl, besteht der nur wenige hundert Meter entfernte Ring of Brodgar. Als Kreis mit fast perfektem Durchmesser von 104 Meter steht eine ganzen Reihen an Steine. Die 27 erhaltenen Exemplare stellen schätzungsweise die Hälfte der ursprünglichen Anzahl dar.
Scara Brae
Die alte Siedlung Scara Brae wurde durch den Küstenabtrag des Atlantik entdeckt und freigelegt. Das ausführlich und toll aufgebaute Museum gibt Aufschluss über das Leben 3.100 Jahre vor Christus.
Den Nachbau eines Hauses kann man begehen, die eigentliche Ausgrabung von einem Pfad aus nächster Nähe begutachten – heute aufgrund des Windes leider eingeschränkt.
Das benachbarte Skaill House ist ein fast 400 Jahre altes Herrenhaus, welches im Ticket inbegriffen ist. Gut erhalten und für daran Interessierte sehenswert.
Yesnaby Bay und Orkney Brewery
Den Rest des Tages füllen wir mit kleinen Sachen. Yesnaby Bay ist eine schöne Bucht an der eindrucksvollen Steilküste. Bei bis zu 50km/h Wind ist uns das heute zu anstrengend.
Die Orkney Brewery mit angeschlossenem Restaurant ist hübsch und gut gepflegt. Wie Bier gebraut wird wissen wir allerdings schon zu gut, sodass wir die Tour ausschlagen.
Kirkwall
Größte Stadt der Insel und mit etwa 75% der Inseleinwohner definitiv das Zentrum ist Kirkwall. Kleines süßes Städtchen ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Eine Kathedrale gibt es wie überall. Empfehlung am Rande: das cafelolz. Leider passen die Bilder bei Google Maps so gar nicht. Im Stil eines Wohnzimmer mit direkt angeschlossener Küche werden von der gut gelaunten Truppe ständig neue Sachen gebacken. Die schmale Gasse nach hinten und genießen:
Bei Starkwind zurück ans Festland
Mit Northline Ferries geht’s von Stormness nach Scrabster zurück. Schon bei der Buchung erhalten wir die Information, dass die Fahrt “currently under review” ist. Was soviel heißt, dass aufgrund der Wettervorhersage mit starkem Wind ungewiss ist, ob die Fähre geht. Wenig später die Bestätigung: sie fährt.
Aufgrund zu erwartender Bewegungen auf See wird unser hohes Fahrzeug mit großem Federweg extra gesichert. Alles Bewegliche wie Stühle und Sessel sind ebenso angeleint – es wird einen Grund geben.
Schon beim Auslaufen erkennt man die Grenze zwischen dem geschützten Küstenstreifen und dem offenen Meer. Und prompt an den weißen, sich kräuselnden Wellen angekommen geht es langsam rund. Ab jetzt werden wir mit dauerhafter Schräglage nach links fahren und gleich zu Beginn geschüttelt. Gerade im vorderen Teil des Schiffs macht sich auch das Gefühl des freien Falls breit. Auf einem Schiff ist das für uns beide neu. Auch die Momente, in denen man aus den linken Fenstern nur Wasser sieht. Naja: es beruhigt sich im Verlauf etwas und lässt man die Bewegungen zu statt gegen sie zu arbeiten, wird es gleich erträglicher.
Unbeeindruckt geht die Fähre am Abend noch zurück – gegen die Wellen. Nichts für schwache Nerven: