Follow the sun
Wir überlegen schon seit einer Weile wie wir die Runde mit dem Wetterbericht weiter planen. In Island ist das definitiv eine Größe, die einbezogen werden muss. Kurzfristig wird umgeplant und auf das stabil schön gemeldete Wetter in Landmannalaugar ab Sonntag gesetzt. Die Anfahrt brechen wir ab und kehren wieder um Richtung Vik. Die erste Bestätigung sind tolle Rückblicke auf Vik mit dem perfekt von Osten einfallenden Sonnenlicht. Rechter Hand erkennen wir einen der tollen Golfplätze, die allesamt in Island herrlich liegen.
Wir entscheiden uns, das schöne Wetter in Vik einen weiteren Tag mitzunehmen und off the beaten track nachmittags nach Þakgil zu fahren.
Reynisdrangar und Reynisfjara Black Sand Beach
Die Felsformationen vor der Küste Viks erkennt man schon von Weitem. Drei Basaltfelsen steigen als eindeutiges Erkennungsmerkmal aus dem Meer empor.
Unmittelbar an Land findet sich Reynisfjara Black Sand Beach. Während man schwarzen Sand an mehreren isländischen Stränden finden kann, dürfte dieser hier der schönste sein. Die Granularität der Steine/des Sandes nimmt vom Parkplatz Richtung Wasser immer weiter ab und lädt schließlich zum Verweilen ein. An diesem herrlich sonnigen Tag wirkt die Farbe besonders toll im Zusammenspiel mit dem tief blauen Himmel.
Basaltsäulen und eine Höhle
Aber nicht genug, denn schon auf dem Weg kann man die Basaltsäulen nicht übersehen. Sie erreichen eine ordentliche Höhe, die man besser nicht komplett erklimmt und säumen den Übergang ins nächste Highlight. Um die Ecke tut sich eine kleine Höhle auf, in der rund herum Basalt zu sehen ist: die Hálsanefshellir Cave. An der Decke enden die Basaltsäulen im Freien. In Bodennähe kann man die glatte Oberfläche ertasten. Es erzeugt ein etwas beklemmendes Gefühl in dieser freitragenden Kuppel zu stehen und ist gleichermaßen wunderschön.
Die herrliche Bergwelt von Þakgil
Gerade mal 15km abseits der Ring Road und 40 Minuten Fahrt ab Vik liegt dieser bezaubernde Ort, der von viel weniger Besuchern angesteuert wird. Laut unserem primären Reiseführer hat der Ort oft besseres Wetter als das gern verregnete Vik. Und dann geht es los. Wir sind auch heute früh dran und scheinen die ersten zu sein die hoch fahren. Und es verschlägt uns die Sprache. Traumhafte Landschaft nur wenige hundert Meter hoch und hinter der ersten Bergreihe, ein sattes Grün wie man es für Fotomontage hält und unberührte Natur bis in den letzten Blickwinkel. Zwischendurch fügen sich herrliche Aussichten auf die beeindruckende Weite eines Flusstals, welches vom Gletscher Mýrdalsjökull gespeist wird.
Traumhafter Campsite Þakgil
Ganz am Ende eines Tals liegt der hervorragende Camping Platz. Betrieben wird er von einem wirklich lustigen Engländer mit stets guter Laune. Wunderschön einsam gelegen und rundum von den Berghängen geschützt fügen sich die kleinen Hütten und die Wiese ins Bild. Eine Besonderheit ist sicherlich der Essbereich in einer Höhle unter dem Berg, die am Abend mit Kerzenlicht beleuchtet wird. Da wir gerade entspannt auf der Schönwetterwelle surfen, sind wir wieder früh dran und haben den Platz noch fast für uns allein. Kaffee raus und Sonne genießen ist das Motto für den Rest des Tages.
Wandern mit durchwachsenem Wetter
Der Freitag war weitestgehend trocken aber etwas unbeständig gemeldet. Wir fahren das Tal wenige Meter zurück und rüsten uns wind- und wettertauglich fürs Wandern. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Kraxe sicher und ohne Sprung den Fluss zu überqueren starten wir die lila Route. Es geht steil bergauf, teilweise rutschig, mit immer herrlicher werdendem Blick auf Þakgil.
Aussicht auf die südöstliche Zunge des Mýrdalsjökull
Nach 140 Höhenmetern geht es über den Kamm in eine tolle Schlucht. Den Aufstieg am Ende ersparen wir uns und nehmen stattdessen den dritten Aufstieg der Tour mit. Auf etwa 390m Höhe und einem deutlich angenehmeren Wanderweg (die Meinung teilt ein österreichisches Pärchen mit uns) haben wir einmal mehr einen dieser wunderbaren Ausblicke auf den Gletscherauslauf des Mýrdalsjökull und den Sander, den er einst bedeckt haben dürfte.
Regenkaffee unter der Markise
Wir steigen ab und geraten am Ende in leichten Regen. Da Till in der Kraxe schläft machen wir es uns unter Markise mit Kaffee und Keksen gemütlich während der Kleine in Ruhe pennt. Neben uns parkt ein deutscher Hobbyfotograf mit dem wir uns lange unterhalten und der uns atemberaubende Geschichten von seinen Islandreisen erzählt. Insbesondere die Reise zum Vulkan im Frühjahr hat er aus nächster Nähe mit beeindruckenden Bildern festgehalten, gegen die mein Vulkanerlebnis geradezu lächerlich wirkt. Wer staunen will, dem sei sein Instagram Account marcus_lindenlaub_photography empfohlen.
Noch einmal geht’s nach Vik ins Campsite um am nächsten Tag den schnelleren Start zu haben ohne den Kerlingardalsvegur (214) erst noch zurück zu müssen.