Wohlbekannt dürften die berühmten Bilder von Vietnams Reisterrassen im nördlichen Berglang sein. Die zum größten Teil recht armen Bergvölker leben hier in kleinen Häusern, gebaut aus den Materialien der Region. Sie bestellen die Reisfelder und bauen Früchte und Getreide an. Im Wesentlichen gilt ihre tägliche Arbeit der Versorgung der Familie.
Der Tourismus in der Region ist jedoch kaum zu übersehen, besteht das Nest Sapa doch zum Großteil aus Unterkünften. Viel läuft über die großen Tourismus Agenturen, einige Einwohner bieten aber private Touren an abseits der Reisegruppen. Wir haben Pham über das Internet entdeckt. Gebucht haben wir per Mail. Unsere Entscheidung fiel auf die Zwei-Tages-Variante inklusive einer Übernachtung bei ihrer Familie Zuhause, im Nachhinein genau das richtige.
Nach der Anreise mit dem Nachtzug nach Lào Cái werden wir von einem Restaurantmitarbeiter mit Namensschild empfangen, kurz im Restaurant geparkt und dann an einen privaten Taxifahrer übergeben, der uns nach Sapa gurkt.
Mit Stau, weil die großen LKW eigentlich nicht auf die Straßen passen, aber egal man macht es halt trotzdem. Ergebnis: Ständig Stillstand, Verkehr kreuz und quer. 35km, 2.5h – geht ja gut los. Dann Regen, später Gewitter. Egal wir lassen uns nicht demotivieren. Dort angekommen werden wir im Sapa Centre Hotel abgesetzt, es gibt ein kleines Frühstück. Die Rezeption kennt Pham. Lustig, wie unkompliziert hier alles zu laufen scheint. Noch keinen Kilometer gelaufen, geschweige den Guide gesehen, aber schon mit drei Leuten zu tun gehabt. Frühstück – einfach aber ausreichend – ideal um keinen randvollen Ranzen zu haben.
Nach einiger Verwirrung durch einen anderen Tourguide, der mit dem Name Pham nichts anfängt aber irgendwie den Auftrag hat jemand einzusammeln, kommt sie dann um die Ecke um uns in Empfang zu nehmen. Gutes Omen, der Regen hört auf. Motiviert wie wir sind, lehnen wir das Motortaxi für die Rucksäcke ab – schließlich haben wir extra mit dem Gewicht gespart. Am Ortsausgang fragt sie uns noch einmal und wir lenken ein – worüber wir uns später noch freuen werden.
Schnell legen wir noch einen Layer ab und mit einem Gummi düsen die Klamotten mit der Allzwecklogistik (Moped) davon. Schon nach wenigen Metern sind die Wege schmal und führen hoch und runter zwischen Reisfeldern, über Wassergräben, vorbei an Hütten und Mini Bauernhöfen, durch Wälder und Flüsse.
Es sollte Trockenzeit sein, der viele Regen verwirrt selbst die Einheimischen. Aufgeweicht vom Niederschlag wird der Weg des öfteren zur Rutschparty – Spuren inklusive. Der Weg ist deswegen teilweise anspruchsvoller als sonst üblich. Aber für uns Supersportler wäre das natürlich auch mit den großen Rucksäcken kein Problem gewesen *räusper* – wir freuen uns immer öfter über unser Nachgeben. 24.241 Schritten sollten es heute werden, etwas mehr als 12km. Belohnt werden wir mit Ausblicken unterschiedlichster Art:
Mittagessen gibt es bei guten Bekannten von Pham, heute als auch am zweiten Tag. Hütten, bei den man selbst nicht unbedingt halten würde, das Essen ist aber – den Möglichkeiten entsprechend – gut.
Ein paar Kilometer weiter nehmen wir Platz auf den weitverbreiteten ausgeblichenen Plastikstühlen und genießen einen frischen Saftcocktail aus Ananas und Zuckerrohr.
Zu unserer Überraschung machen wir noch einen weiteren Stop – im Spa! Es taucht unerwartet auf in Ta Pinh, der weit über die Berge verteilten 3000-Seelen-Gemeinde, in der wir auch übernachten werden! Bei einem “herbal bath” lassen wir die müden Muskeln sitzend in einem riesigen Holzeimer mit heißem Kräuterwasser bei tollem Ausblick entspannen.
Etwa 1km weiter erreichen wir unser Zwischenziel. Hinter dem Tor geht es einen steilen Bogen nach oben – wahlweise eine aus Ziegelstein gebaute Treppe, am Zaun steht mit Holzstücken ein riesiges Willkommen im Homestay. Das Haus hebt sich deutlich vom Umfeld ab. Es ist im EG aus Stein, im OG in Holz gehalten. Wirklich toll gemacht, mit Liebe zum Detail gebaut und mit einem kleinen Garten versehen. Zur Familie gehören zwei Kinder, die in der Schule sind, eine Katze und ein Schwein. Dusche, WC, Strom, Fernseher und sogar eine Waschmaschine gibt’s geboten. Wir werden mit einem Grinsen zum “Check-In” aufgefordert und erhalten Einweisung in Schuhregeln, das Zimmer und das Mosquitonetz. Das Abendessen – ein Gedicht: Wir machen selbst Frühlingsrollen und essen neben Suppe und Reis auch Schwein und eine Gemüsepfanne mit Rind. Dazu gibt’s “happy water” – hochprozentig und mit dem Schnapsglas aus der Schüssel geschöpft.
Die bequeme Matratzen lässt uns 11h tief und fest schlafen, selbst die Hähne und alle sonstigen Tiere im Umkreis hören wir erst nach dem Wecker. Mit Pancakes und Mango geht es in den zweiten Teil. Heute ist angesagt: Regen wie er im Buche steht. Goretex schön und gut. Aber beim Versinken in den tiefsten Matsch, beim Abrutschen im Balanceakt über die Mäuerchen der Wasserkanäle und im Dauerregen sind früher oder später Grenzen erreicht.
Allem Wetter zum Trotz ziehen wir es durch und bleiben diesmal hartnäckig als Pham uns auch zum zweiten Mal fragt ob wir eher umkehren sollen. Wir erfahren viel über die Arbeit in den Bergen, unsere eigene Wanderleistung erscheint uns mehr und mehr lächerlich – wir sollten mit den Fragen aufhören *haha*. Wie am Vortag wandern wir mit bester Laune durch das vietnamesische Bergland und unterhalten uns problemlos auf Englisch. Nach heute insgesamt 9km pickt uns (geplant!) das Taxi auf und bringt uns drei nach Sapa – wir können sogar noch duschen im Hotel, dass wir vom Frühstück am Vortag kennen. Bevor uns wieder ein Privattaxi nach Lào Cái bringt, besuchen wir in aller Kürze den typischen lokalen Markt und probieren einen scheußlich süßen aber leider ganz speziellen Kuchen für den heutigen Festtag. Die Ananas danach kommt uns entgegen.
Die zwei Tage haben sich absolut gelohnt und waren perfekt. Vor allem hat uns die Herzlichkeit von Pham (und nicht zu vergessen auch ihrem Mann!) gefallen, die lieber weniger Gäste hat als unzufriedene. Es war immer entspannt, wir hatten viel Zeit für Fotos, zum Essen, Baden, Duschen und auch für uns dank der tollen Wanderung abseits der “Touri”-Wege. Obendrein lief auch noch alles rund. Wer jetzt Lust bekommen hat, der sollte hier vorbei schauen: (der Preis, den euch Pham nennt, enthält übrigens alles was hier beschrieben ist)
Bildergalerie der beiden Tage: