Am Morgen brechen wir auf Richtung Süden. Unser Weg zieht sich entlang der 87 bis Reykjahlíð und danach wenige Kilometer auf der 1 Richtung Osten in Fahrtrichtung Egilsstaðir. Es geht wieder leicht bergauf und durch ein wunderschönes Tal, welches in saftigem Grün leuchtet und sich wie von einem Samtteppich überzogen präsentiert.
Island und der Vulkanismus
Es ist unsere erste Begegnung mit der vulkanischen Aktivität auf Island. Die Grenze zwischen der nordamerikanischen und eurasischen Platte verläuft mittig durch die Insel und prägt die Natur maßgeblich. Die weltweit größte Vulkaninsel entstand zum einen durch eine gigantische Magmablase, welche die Erdkruste nach oben drückt und zum anderen durch die große Zahl der Vulkane dank der beiden Platten. Wer mehr erfahren möchte, dem sei diese Seite empfohlen: http://www.vulkane.net/vulkane/island/island.html
Bereits beim Anblick des Mückensees von der letzten Anhöhe fällt uns an einigen Stellen aufsteigender weißer Dampf auf. Auf einem Parkplatz machen wir kurz halt und packen die Drohne aus. Es bietet sich eine tolle Aussicht auf den See, die ersten heißen Quellen und geothermale Kraftwerke.
Hverir und Sulfur Smoker
Unser erstes Ziel ist die geothermal aktive Zone Hverir mit dem Sulfur Smoker. Wir sind früh dran und freuen uns über wenig Andrang an den heißen Quellen. Schon beim Ausstieg steigt uns unmittelbar der besondere Geruch von Schwefel in die Nase. Für die nächste Zeit wird uns dieser unangenehm riechende Gestank nicht los lassen.
Grundwasser im Untergrund wird durch die Hitze des Erdinneren erwärmt und steigt als Wasserdampf an die Oberfläche. Fumarolen nennt man solche Gasaustrittsstellen. Die spezielle Form hier sind Schlammtöpfe. Denn die matschig graue Pampe am Boden blubbert in Löchern vor sich hin. Dabei werden chemische Elemente wie Schwefel mitgerissen. Treffen beispielsweise Schwefelwasserstoffverbindungen auf Wasser, kann sich Schwefelsäure bilden. Rund um die Quellen zersetzt sie den Boden, löst Mineralien aus diesem heraus und lässt ihn in schillernden Farben leuchten. Von Ocker über Gelb, Orange, Blau und Grau ist alles dabei.
Besonders fällt der Sulfur Smoker ins Auge. Wie ein Kamin steht er auf der leichten Anhöhe und bläst seine Gase in die Luft. Je nach Wind zieht das Gemisch über den Weg. Wir laufen mit ein paar kurzen, schnellen Schritten durch die warm-feuchten, müffelnden Schwaden.
Lavahöhle Grjótagjá
Ein paar Kilometer zurück geht es links auf die 860 und nach einer viertel Stunde erreichen wir die kleine, aber hübsche Lavahöhle Grjótagjá. Es sind nur wenige Kletterschritte über ein paar Felsen hinab zur Grotte. Das Baden wie früher ist nicht mehr erlaubt, jedoch die Besichtigung. Grund ist neben der angestiegenen natürlichen Wassertemperatur auf über 40 Grad auch die Steinschlaggefahr. Begehung auf eigene Gefahr, für tolle Bilder ein Stativ mitbringen.
Kaffee und Kuchen im Vogafjós Farm Resort
Wir stoppen kurz am Vogafjós Farm Resort. Klein aber fein und definitiv nicht günstig ist diese Kombination aus Hotel, Restaurant und Café. Von außen mit dem Anschein eines gewöhnlichen Bauernhof entpuppt es sich drin als wirklich hübsche Gastronomie mit Blick auf den angeschlossenen Kuhstall. Draußen weiden die Kühe, am frühen Abend kann man beim Melken zuschauen. Wir bestellen Kaffee und Kuchen. Was wir erst dann realisieren: die Kaffee für je 4€ sind für Island ok, aber das Stück Kuchen mit je 13€ irritiert uns dann doch etwas. Was soll’s, beide waren auf jeden Fall extrem lecker. Und was wir noch lernen werden: 7-10€ kosten sie überall.
Der Tuffring Hverfjall
Am Hverfjall Krater teilen wir uns auf: Susi marschiert die Piste hinauf, ich bleibe am Auto mit dem schlafenden Till und fliege mit der Drohne. Der Krater besteht aus feinem vulkanischem Material, welches bei einem Ausbruch zu Tage gefördert wurde und herab gerieselt ist. Der riesige, graue Haufen wirkt wie Schutt und etwas trist. Er bleibt aber etwas Besonderes, denn Krater dieser Art gibt es nur wenige weltweit.
Pseudo craters Skútustaðagígar
Einen letzten Stop machen wir an den Pseudokratern im Süden des Lake Mývatn. Immer wieder unterwegs hat man tolle Ausblicke und erlebt, was die Lava des Krafla Vulkansystems vor etwa 2300 Jahren hier geformt hat. Man könnte meinen, es wäre ein herrlicher Badesee. Aber statt im Vulkansee zu baden, bieten sich doch eher die Mývatn Nature Baths an. Ähnlich einer Lagune gebaut sind die Outdoor Thermalpools. Mit ihrem atemberaubend milchig blauen Wasser ist schon der Anblick ein Erlebnis. Geheizt werden sie selbstverständlich auf natürlichem Wege von den heißen Quellen im Umkreis. Eine Alternative zur berühmten Blue Lagoon in Grindavik auf der Reykjanes Halbinsel. Wir lassen sie aus, da der Eintritt für einen Kurzaufenthalt nicht lohnt.
Übernachtet wird am Laugar Campsite, aufgrund des stärkeren Winds heute mit Vorzelt.